Meinungen/Bilder zur Nordschleifen-Sperranlage

 

Um zu zeigen worum es hier geht, ein Bild der Zäune, die nun rund um den Ring stehen:

Der neue Zaun, der wirklich rund um die Nordschleife aufgebaut wurde, soll offiziell der Sicherheit der Zuschauer dienen.

Nun, ich besuche den Ring seit 1974. Ich habe seither etliche Rennen auf der Nordschleife gesehen, und mir ist kein Unfall bekannt, bei dem die Zuschauer gefährdet waren. In den 33 Jahren habe ich einige Ring-Fans kennengelernt. Auch denen ist keine Situation bekannt, in denen Zuschauer gefährdet waren. Selbst der Journalist Wilhelm Hahne, inzwischen 75 Jahre jung, kann sich an keine derartige Situation erinnern.

Bemühen wir die Statistik, erfahren wir was von einem toten Zuschauer - seit 1927. Ein Toter in 80 Jahren! Das ist sicher ein toter Zuschauer zuviel, spricht aber trotzdem für eine sehr sichere Strecke - für Zuschauer!

Schaut man sich dann an, wo die Zäune stehen, kommt unweigerlich der Verdacht auf, dass diese Zäune nicht den primären Zweck haben den Zuschauer zu schützen. Was soll z. B. ein Zaun INNEN am Karussell?

Andererseits werden durch den Zaun neue Gefahren erzeugt - und zwar für die Touristenfahrer. Konnte man sich bisher aus dem Gefahrenbereich in Sicherheit bringen, muss man bei einem Unfall nun in der Todeszone (aufgrund der erheblichen “Sicherheitsmassnahmen” muss man sie wohl so nennen) verharren.  Was so z. B. am Schwedenkreuz passieren kann, wo die Wagen mit 200 km/h angeflogen kommen, darüber möchte ich gar nicht nachdenken...

Verunglückte Motorradfahrer, denen bisher von Zuschauern schnell geholfen wurde (Kradfahrer bergen, warnen des nachfolgendes Verkehrs) bleiben -im schlimmsten Fall- nun bewusstlos auf der Strecke liegen.

Genau genommen müssten Touristenfahrten auf der Nordschleife nun verboten werden - zu gefährlich!

Stattdessen werden die Preise für Touristenfahrer 2008 erhöht. Vielleicht will man ja so die Leute davon abhalten ihr Leben auf der Nordschleife zu verlieren...

Also was steckt wirklich hinter den Zäunen?

 

[Ein treffender Kommentar von Marc Neumann - Danke für die Genehmigung zur Veröffentlichung auf dieser Site.]

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Achtung: Polemik!

Auch, wenn ich mich mit diesem Beitrag selbst disqualifiziere, das entspricht zu 100% meiner Meinung und ich weiss eh nicht, ob der Nürburgring mich noch mal sieht. Scheint mir eine grundsätzliche Richtung im momentanen öffentlichen Leben zu sein.

Der Nürburgring.

Erste Assoziationen sind, Renngeschichte seit den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, eine Strecke die sich auf geheimnisvollen Wegen durch die Berge der Eifel windet.

Das hört sich total kitschig an, aber so erging es glaube ich jedem, der das erste Mal bewusst an dieser Strecke war. Wo fahren die jetzt hin? Was kommt dort als nächstes, hinter der nächsten Ecke?

Im Laufe der Jahre und einiger Runden, sei es zu Fuß oder motorisiert, fügte sich das Bild langsam zusammen und irgendwann konnte man sagen, "Ich kenne die Strecke." Nicht den Ring, den kennt wohl keiner..

Dazu kamen unvergessliche Erlebnisse, wie der GP 1975, die Eifel in prallstem Sonnenschein und bevölkert wie die größte Kirmes einer großen Stadt. Menschen und Fahrzeuge, wohin man blickte. Nirgendwo ein Tropfen zu Trinken aufzutreiben, aber dafür Lella Lombardi, auch wenn sie hinterfuhr.

Oder Motorrad-GP 1978. Auf der Terrasse an der Quiddelbacher Höhe. Ein gewisser Takazumi Katayama gewinnt zwei Läufe. Keiner kennt ihn und noch heute streiten sich die Statistiker, ob er Südkoreaner (wie im Programmheft angegeben) oder Japaner war. Rolf Biland in seinem neuen BEO-Gespann, der Beifahrer sitzt einfach nur da...

1000km: Das Zauberwort!

BMW junior Team, Ronnie Peterson war auch dabei (nein, nicht im junior Team) Die Monster kamen vorbei, namentlich Porsche 935.

Porsche 908 und NSU TTS in einem Rennen! Beide schnell und LAUT.

Stommelen, Stuck, Elford. Mein Vater damals: "Der fährt immer noch?" Ja, aber nur hier. Oh, $%#&!, ich habe die Qualmwolke über dem Klostertal auch gesehen. Dafür aber später IHN.

Bellof im F2 ist bis heute das Beste, das mir als Rennfan je begegnet ist. Stadionatmosphäre, so kann man es wohl nennen. Irgendwie war die Welt nach diesem Rennen anders!

Break.

Neubau der GP-Strecke. F1 war mal da. Bei Sennas Premiere war ich leider nicht dabei. Nordschleife ade.

Neues tut sich auf. Das 24-h Rennen, bisher im Kalender eine Veranstaltung für "Campingverrückte" im Oktober. Na ja, nicht mehr so schnell und so laut, dafür aber auf der Großen  Runde und mit Flair.

Anfang des neuen Jahrtausends sogar mit mehreren Werkteams, wer hätte das gedacht? Man konnte wieder von einer Marke sprechen.

Und jetzt? Wieder ein Break. Aber was für einer! Zuschauer? Brauchen wir nicht, wir bauen ne Achterbahn und einen Golfplatz.

Jetzt haben endgültig Geldverbrenner (ja, auch die Steuergelder) und Marketingmenschen die Macht übernommen. Marketingmenschen, die mit so einer Idee nie in irgendeiner Agentur auch nur den Hauch einer Chance bekommen hätten. Und Tschüss!

Und damit zu der Frage aller Fragen.

Wie mache ich eine historische, etablierte Marke kaputt?

1. Ich richte einen F1-Lauf aus. Das kostet zwar nur und wir können auf der Nordschleife nichts vernünftiges mehr austragen, aber für uns bleibt ja was hängen. Wir bestimmen ja, wieviel wir verdienen und eine Begründung fällt uns schon ein.

2. Brainstorming: "Rennpublikum" vertreiben, Golfplatz, Achterbahn,  Shopping Center, Schwimmbad??? Messe?? Flughafen? Wir bauen halt, solange das Geld reicht. RP schiesst schon zu. Wenns schiefgeht, egal, wir sind eine GmbH, Haus und Auto bleibt mein, zieh ich halt weg von hier.

3. Die Erkenntnis: "Ach, das war ein Markenartikel? Das habe ich nicht gewollt!" Wilhelm II lässt grüßen.

So, das Kind ist in den Brunnen gefallen. F1 ist nur noch alle zwei Jahre. Die Kosten werden natürlich nicht offen dargestellt. RP schiesst schon zu, ansonsten gibt es ja noch den Bund. Dank der Zäune kommt das Stammpublikum nicht mehr, aber es ist jetzt sicher, fragt sich nur für wen? Für die Fahrer bestimmt nicht.

Zum Golfen gehts nach Pulheim oder Düsseldorf, das kann man noch mit einer netten Shopping Tour verbinden, Flughäfen hat es da auch, und wenn ich zuviel gepichelt habe, geh ich ins Hotel. Es gibt hunderte davon, nebenbei sind die Strassen am nächsten morgen auch eisfrei.

Bleibt Punkt drei. Markenartikel?

Aufgrund vorangegangener Fehler wird eine Revision gemacht. Rennstrecke - schnelle Autos - Zuschauer

Nürburgring: Fehlanzeige, es wurde jahrelang aus marketing-Gesichtspunkten in die falsche Richtung gearbeitet. Wer war dafür verantwortlich? "Keine Ahnung, sind alle in Rente."

Wo funktioniert das Rennen - schnelle Autos - Zuschauer Konzept? In Le Mans, dort hat es immer funktioniert, man konzentrierte sich aufs wesentliche und ist damit wunderbar gefahren. Letztes Jahr gab es mal wieder einen Besucherrekord, obwohl sie auf die FIA sch....en.

Das Rennen dort ist der Zirkus und alle fahren hin, nur weil sie dabeisein wollen. Viele VIPs usw, aber sie wollen nur DABEISEIN! Und wie funktioniert das Ganze? Nun ja, wir lassen uns von Bernie nichts vorschreiben, wir sind eine MARKE, wenn auch nur einmal im Jahr. Trotz allem können wir uns vor Teilnehmern und Zuschauern kaum retten. Das hier ist der Esel, der Gold sch....t, auch für die Ganze Region.

Aus marketing Sicht hat des Nürburgrings letzte Stunde geschlagen. Aufgrund falscher Einflüsterer, da ist in der Eifel das Mittelalter doch noch sehr nah. Der einzige Unterschied ist der, dass die Verantwortlichen sich jederzeit aus dem Matsch machen können.

Ein Zugeständnis:

In Le Mans gibt es auch Zäune, nur sind diese besser positioniert und dahinter wird der Hammer fallen gelassen! Jeder, der schonmal dort war, weiss, was ich meine.

Jetzt, wo die Zäune da sind, könnte man doch wieder ein Rennen mit 60-70 schnellen Autos austragen, aber da spielt dann wieder der Lärm eine Rolle. Der Lärm, der den Kreis Adenau reich gemacht hat. Das meine ich im Ernst. Fahren sie mal nach Essen-Nord!

Sehr polemisch, nicht wahr? Aber ich weiss, wovon ich rede!

Ciao Nürburgring,

dat war et dann wohl...