Der Unfall

Stefan und Ickx  übernahmen  ihre Wagen nach einem Boxenstop von ihren Teamkollegen. Dabei  kam Ickx etwa 5 Sekunden früher auf die Strecke zurück als Bellof mit dem Brun-Porsche. Innerhalb kürzester Zeit hatte der schnellere Bellof  diesen  Rückstand jedoch wettgemacht und  lief  auf den Werks-Porsche auf.  Ickx  blockte Stefan etwa drei Runden lang mit allen Mitteln ab. Nach der La Source fuhr er plötzlich ruckartig nach rechts (siehe Skizze), eine klare Einladung zum Überholen. Stefan ließ sich nicht zweimal bitten und war schon neben Ickx, als dieser nach links in die Eau Rouge zog und Bellof abdrängte.

Bild links: Stefan war  innen neben Ickx,  damit gehörte  ihm die  Kurve.

Aus  der Inboard - Kamera  des  Ickx - Porsche sind mehrere, wild mit der blauen Flagge schwenkende Flaggenposten  zu  erkennen.  Aber Ickx hielt  es trotzdem -wie  man im Film eindeutig  erkennen kann- nicht  mal für  nötig in den Rückspiegel  zu schauen. Trotz  der vielen geschwenkten blauen Flaggen hatte  Ickx “nicht   im  Traum  daran  gedacht, daß  hier einer  überholt.  Merkwürdig, da an   dieser Stelle  auch  ein Stuck  langsamere Wagen überholte...

Bild links: Ickx schneidet Bellof. Dieser bremst bereits.

Quelle: Auto Zeitung 26/85

Insgesamt schwenkten drei Streckenposten blaue Flaggen. Der Streckenposten, der unten in der Eau Rouge stand, war selbst in den Inboard-Aufnahmen des Ickx-956 gut zu erkennen!

Erwähnenswert ist dabei, daß die blaue Flagge früher eine andere Bedeutung hatte als heute. Eine geschwenkte blaue Flagge zeigte an, daß der Gegner im Begriff war zu überholen. Unfassbar, daß es Ickx trotzdem nicht mal für nötig hielt in Spiegel zu schauen, um sich zu vergewissern, wo sich Stefan gerade befand!

Auszug aus dem damaligen Regelwerk der FiA:

Jochen Mass zum Unfall: “Er hat auf jeden Fall zuviel riskiert. Wenn du dort überholst, dann musst du unterstellen, dein Gegner sei ein netter Mensch. Und das traf auf Jacky Ickx sicherlich nicht zu. Stefan war leichtsinnig und blauäugig - er ging davon aus, Jacky würde das durchgehen lassen. [...]”

Porsche-Mann Klaus Bischof, auf die Frage von Stefans Vater zum Unfall, ob Stefan was falsch gemacht hätte: "Schorsch nee, er hat nichts falsch gemacht, er hat nur gemacht, was er machen konnte. Er hätte nur gegen Jochen fahren müssen und nicht gegen den Ickx. Wenn die zwei Belgier [Anm. Stefans Teamkollege Boutsen gegen Ickx] und die zwei Deutschen gegeneinander gefahren wären, dann wäre nichts passiert."

Auch heute (September 2010), an Stefans 25. Todestag, war wieder zu lesen, dass Fahrer wie Lauda und Stuck meinten, an der Stelle könne man nicht überholen, deshalb sei Stefan Schuld am Unfall. Dieses Geschwätz ist unerträglich, denn diese Herren haben den Unfall gar nicht gesehen und wissen nicht, was da abgegangen ist.

Der Überholvorgang wäre vor der Einfahrt zur Eau Rouge abgeschlossen gewesen. Ickx hätte nur kurz “lupfen” müssen. Ich sah selbst, wie Stuck  an dieser Stelle, in diesem Rennen, einen C2-Wagen überholte, und zwar da, wo es Stefan mit Ickx vorhatte. Und seither wurde genau dort oft überholt. Stefan tat mit dem Überholvorgang nichts ungewöhnliches, er geriet nur an einen Fahrer, der in diesem Moment scheinbar einen geistigen Blackout hatte (um es freundlich auszudrücken).

Das Bild (oben) spricht für sich. Ickx ignoriert alle Flaggen und fährt dahin, wo Stefan (dem die Kurve gehört, da er innen ist und auf gleicher Höhe) ist und drängt ihn -in der Einfahrt zur gefährlichsten Kurve der Welt- ab, anstatt kurz zu “lupfen”. Jeder, der nur ein wenig Ahnung von der Materie Motorsport hat, kann das erkennen.

Nebenbei: Als Direktor, und damit als Verantwortlicher der Rennstrecke von Spa, hätte ein erfahrener Rennfahrer wie Ickx wissen müssen, dass es Schwachsinn ist, eine Leitplanke kurz vor einem Tribünensockel aus Beton zu platzieren. Insofern trägt Ickx in jedem Fall die Schuld am Tod von Stefan Bellof, denn der Sockel der Tribüne war es, der den Unfall tödlich enden ließ...    

Nachtrag August 2011: Webber und Alonso haben beim Belgien-GP 2011 gezeigt, wie das Manöver Bellof vs. Ickx ausgegangen wäre - wenn Ickx richtig reagiert hätte.

Webber überholte Alonso so, wie Bellof es mit Ickx vorhatte.

Webber wurde für sein mutiges Überholmanöver gelobt (Ch. Horner: " Wer es schaffte, die Augen geöffnet zu halten, sah auf jeden Fall eines der besten Überholmanöver in dieser Saison.”).